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Nach einleitenden Worten von Angelika Kampsen hinsichtlich der vielen Krisen und Herausforderungen in Europa und dem zunehmendem nationalistischen Denken einiger Mitgliedsstaaten betonte Dr. Pöttering dass wir als Christen Hoffnung und Zuversicht haben sollten. Anschließend nahm der Referent die Anwesenden im einleitenden Kurzreferat mit auf eine „kleine Reise“ und machte auf die aktuellen Entwicklungen in Russland, in Nigeria und nicht zuletzt in den USA aufmerksam und kam zum Schluss, dass „Europa nicht das Paradies, wohl aber der bessere Teil der Welt“ sei. Überdies stellte er fest, dass er früher als EU-Parlamentarier nichts zu sagen gehabt habe, das EU-Parlament jetzt aber stark und mächtig – und weitgehend gleichberechtigt mit den im Ministerrat zusammengeschlossenen Regierungen – agieren könne. Hier rief Pöttering zum ersten Mal auf, an der Europawahl teilzunehmen: Wir seien von Rechts- und Linksaußen herausgefordert; und wer die EU abschaffen wolle, verhalte sich friedens- und freiheitsfeindlich. „Jetzt geht es um etwas!“ so Hans-Gert Pöttering.

Danach ging er auf den sog. Brexit ein, der ihn geschockt habe. Denn trotz besonderer Rechte auch innerhalb der konservativen Fraktion im EU-Parlament habe der damalige britische Premierminister keine Verpflichtung gegenüber der EU verspürt. Cameron habe immer schlecht über Europa geredet; da müsse man sich nicht wundern, wenn innerhalb der Bevölkerung das Vertrauen verloren gehe. Und so sei diese fehlende Glaubwürdigkeit als Beginn der Trennung festzustellen. Überhaupt gehe es wieder um Krieg und Frieden: Eine Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland könne die alten Konflikte wieder aufbrechen lassen. Zudem käme – historisch neu – der Umstand dazu, dass sich ein amerikanischer Präsident über den Brexit freue, da er „nur mit den Einzelstaaten dealen“ möchte. Von Truman bis Obama hätten alle Präsidenten der USA die EU unterstützt und als starken Partner geschätzt, um gemeinsame Werte zu verteidigen. In der jetzigen Situation seien alle Mitgliedsstaaten deshalb mehr denn je herausgefordert, zusammenzuhalten und als europäische Union zu handeln. Dies gelte auch vor dem Hintergrund der Bestrebungen des derzeitigen russischen Präsidenten, Putin, die Sowjetunion wieder auferstehen zu lassen.
Dabei habe Deutschland sehr wohl selbstkritisch zu sein. Pöttering erinnerte an die Nord Stream-Problematik und an den Umgang mit der Flüchtlingskrise. Er warb bei den Zuhörern um Verständnis gegenüber Italien: Solange nur Italien mit den Flüchtlingen konfrontiert gewesen sei, pochte Deutschland auf die sog. Dublin-Verträge und ließ Italien alleine. Erst als Deutschland selbst Ziel des Flüchtlingsstroms wurde, sollten diese nach dem Wunsch Deutschlands innerhalb der EU verteilt werden. Und er erinnerte auch daran: Die Regeln des Maastrichtvertrages wurden zuerst von Frankreich und Deutschland verletzt.
Sein Referat schloss er damit ab, dass ein „nationales Schneckenhaus gefährlich“ sei. Dr. Pöttering sprach von seiner These der drei Identitäten: Für ihn stünden Heimat, Vaterland und Europa nebeneinander: Der Fokus nur auf die Heimat biete keinen Schutz, der Fokus nur auf das Vaterland führe zu Nationalismus und damit zu Kriegen und als ausschließlicher Europäer habe man keine Wurzeln.

Nun kam es zu einer munteren Diskussionsrunde, bei der die Themen Populismus, Ost-Erweiterung und Türkei zur Sprache kamen.

Zum Abschluß bestätigte er die Auffassung, dass wir deutlicher und öffentlicher für Europa und unsere christlichen Werte – auch in der Öffentlichkeit – eintreten sollten und abschließend rief er insbesondere den anwesenden Jugendlichen zu: „Es ist euer Europa, es ist euer Jahrhundert“.